Schluckstörungen werden in einem Großteil der Fälle von einer anderen körperlichen Beeinträchtigung, also einer Primärerkrankung verursacht. Weil es eine Vielzahl von Ursachen für Schluckstörungen gibt, können für die Diagnose auch sehr unterschiedliche Fachärzte als Ansprechpartner infrage kommen. Ist keine Vorerkrankung bekannt, führt die Betroffenen der erste Weg meist zum Hausarzt. Dieser kann nach einem ersten Arzt-Patientengespräch an den zuständigen Facharzt überweisen.
Neurologen sowie spezialisierte Schluckexperten und Logopäden sind beispielsweise bei Patienten mit Schluckstörungen aus Gründen von Muskel- und Nervenerkrankung zuständig. Bei Schluckbeschwerden aufgrund kiefer- oder zahnmedizinischer Ursachen stellt die Diagnose in der Regel ein Zahnarzt oder Kieferchirurg. Hals-Nasen-Ohren-Ärzte kommen bei allen Erkrankungen des Mund- und Rachenraums sowie des Kehlkopfes in Betracht. Bei Krankheiten der Schleimhäute werden teilweise Dermatologen zurate gezogen.
Bleibt die Ursache für die Schluckstörung trotz Untersuchungen dieser Fachärzte unklar, können in manchen Fällen auch Internisten, Endokrinologen, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Psychologen bei der Diagnosestellung zur Seite stehen. Generell stehen für die Diagnose von Schluckstörungen unterschiedliche Maßnahmen zur Verfügung.
Davon ausgehend, dass keine Primärerkrankung bekannt ist, wird der behandelnde Arzt zu Beginn seiner Diagnose ein ausführliches Arzt-Patientengespräch (Anamnese) führen. Dabei ist beispielsweise wichtig, wie lange die Beschwerden beim Schlucken bereits bestehen und wodurch die Schluckstörungen verursacht werden, also ob der Patient Schmerzen oder eventuell ein Fremdkörpergefühl verspürt. Weiterhin sind mögliche andere Symptome für den Arzt interessant, die in Verbindung mit den Schluckstörungen auftreten. Auch die Familiengeschichte kann wichtige Hinweise für die Diagnose geben. Besonders bei Familien, in denen neurologische Erkrankungen oder Krebserkrankungen gehäuft vorkommen, kommen entsprechende Untersuchungen zur Diagnosestellung in Betracht.
Anschließend erfolgt die körperliche Untersuchung des Patienten. Der Arzt überprüft meist den allgemeinen Gesundheitszustand wie beispielsweise den Ernährungszustand und das Hautbild und wird in der Regel Mund- und Rachenraum begutachten. Zu den äußerlichen Untersuchungen gehören weiterhin das Abtasten des Halses inklusive der Lymphknoten, der Mandeln und der Schilddrüse sowie eventuell ein Begutachten des Kiefers beim Öffnen und Schließen des Mundes.
Ist die Ursache für die Schluckstörung nach der hausärztlichen Untersuchung weiterhin unklar, wird meist eine endoskopische Untersuchung zur Diagnosestellung durchgeführt. Bei einer sogenannten Lupenlaryngoskopie oder auch Kehlkopfspiegelung wird ein Laryngoskop, also ein Kehlkopfspiegel, durch den Mund in Richtung Rachen geführt, um am Kehlkopf mögliche Auffälligkeiten zu untersuchen. Man bezeichnet diese Form der Untersuchung als indirekte Kehlkopfspiegelung.
Die Videoendoskopie wird in der Regel von einem Radiologen durchgeführt. Sie dient der Überprüfung des Schluckvorgangs im Rachenraum und zeichnet die Bewegungen des Kehlkopfes beim Schlucken auf. Die Videoendoskopie zeigt als einziges diagnostisches Verfahren den dynamischen Vorgang beim Schlucken. Bei der Untersuchung wird ein biegsames Endoskop über die Nase in den Rachenraum geschoben. Der Patient erhält eine mit Kontrastmittel angereicherte Masse, die er während der Untersuchung schluckt. Die Videoendoskopie zeichnet den Weg der heruntergeschluckten Substanz auf.
Dieses Untersuchungsverfahren ermöglicht es dank der Videoaufzeichnung, mögliche krankhafte Strukturen, Muskelvorgänge oder Hindernisse genau zu spezifizieren und trotz lediglich einmaliger Untersuchung mehrfach zu überprüfen. Nasen- und Rachenraum können während der Untersuchung mit einem speziellen Spray betäubt werden. Viele Patienten empfinden den Prozess der Videoendoskopie trotzdem als unangenehm, weshalb in Absprache mit dem behandelnden Facharzt auch ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht werden kann.
Je nach vermuteter Ursache für die Schluckstörungen können bei der Diagnose auch bildgebende Verfahren in Betracht kommen. Hierzu zählen beispielsweise eine Röntgenuntersuchung, eine Kernspintomografie sowie eine Computertomografie des Brustkorbs.
Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V. hat einen Ratgeber zum Thema Schluckstörungen herausgegeben.
Sabrina Mandel