Ist die Diagnose abgeschlossen, richten sich die therapeutischen Maßnahmen nach der Ursache der Schluckstörung. Mediziner unterscheiden die Therapieverfahren nach kausalen und kompensatorischen Methoden zur Behandlung der Schluckstörung sowie nach adaptiven Verfahren zur Anpassung der Nahrung mit speziellen Hilfsmitteln.
In der Regel sollen verschiedene Behandlungsmethoden von einem Team aus spezialisierten Fachkräften, also interdisziplinär durchgeführt werden. Gemäß der Leitlinie „Neurogene Dysphagien – Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie” sind insbesondere Logopäden bei der Unterstützung der Patienten hilfreich. Der Deutsche Bundesverband für Logopädie e. V. bietet eine bundesweite Logopädensuche.
Zur Behandlung einer neurologisch verursachten Dysphagie, also beispielsweise nach einem Schlaganfall, bei Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose stehen dem Logopäden verschiedene Maßnahmen zur Verfügung, wie er seinen Patienten beim Wiedererlernen eines normalen Schluckvorgangs unterstützen kann. Zu den kausalen Therapieverfahren bei Schluckstörungen zählt die funktionell orientierte Schlucktherapie.
Bestimmte Übungen zur Beweglichkeit der äußeren Gesichtsmuskulatur, der Zunge und des Kiefers sollen dabei helfen, die Muskulatur zu stärken und die inneren Muskeln, die am Schluckvorgang beteiligt sind, zu kräftigen. Dazu gehören beispielsweise Übungen zum Training der Mundmotorik, die der Patient auch täglich alleine durchführen kann.
Lippen schürzen und spitzen, pfeifen und übertrieben betonte Ausrufe wie „Ah!” und „Oh!” trainieren bestimmte Bewegungsfolgen. Die Zunge kräftig herauszustrecken und im Mundraum mit einem Ruck in die linke und rechte Wange zu boxen fördert die Zungenkoordination beim Portionieren von zerkleinerter Nahrung. Kräftiges Gähnen und weiche Bewegungen des Kiefers trainieren den Kaumechanismus. Außerdem empfehlen Logopäden das laute Lesen bestimmter Wortabfolgen, bei denen einzelne Buchstaben besonders betont werden sollen.
Zu den therapeutischen Methoden eines Logopäden zählen zudem bestimmte Maßnahmen zur Stimulation und Mobilisation in der Mundhöhle. Dazu gehören beispielsweise thermische Reize wie das Berühren des vorderen Gaumenbogens mit einem eisgekühlten Stab oder bestimmte Massagetechniken sowie Vibration an der mimischen Gesichtsmuskulatur.
Die kompensatorischen Verfahren zur Therapie von Schluckstörungen dienen der Modifikation des eigentlichen Schluckvorgangs, um mögliche Fehlfunktionen oder durch eine Primärerkrankung verlorengegangene Fähigkeiten alternativ zu bessern. Dazu zählen insbesondere eine Änderung der Kopf- bzw. Körperhaltung sowie das Erlernen bestimmter Schlucktechniken.
Je nach Ursache der Schluckstörung können unterschiedliche Kopf- und Körperhaltungen erlernt werden, um den Schluckvorgang zu erleichtern. Bei einer Verzögerung des Schluckreflexes und zur Vermeidung von Verschlucken kann beispielsweise eine Kopfneigung nach vorne („chin tuck”) erfolgen. Generell empfehlen Therapeuten bei Schluckstörungen eine aufrechte Sitzhaltung bei der Nahrungsaufnahme, möglichst mit Bodenkontakt der Füße, und einer leicht zum Brustbein gesenkten Kopfhaltung.
Bei Störungen in der dritten pharyngealen Schluckphase können bestimmte Schlucktechniken inklusive Atem- und Hustentechniken hilfreich sein. Auch das Erlernen einer alternativen Platzierung der Nahrungsportionen auf der Zunge kurz vor dem Schlucken kann den Schluckvorgang erleichtern.
Als adaptive Verfahren werden therapeutische Maßnahmen bezeichnet, die sich auf eine Umstellung der Ess- und Trinkgewohnheiten beziehen. Bei neurologisch bedingten Schluckstörungen kommen meist bestimmte Ess- und Trinkhilfen in Betracht. Solche Hilfsmittel zur Nahrungs- und auch Flüssigkeitsaufnahme können vorübergehend zum Einsatz kommen, wobei auch hier ein Logopädie beim Erlernen der korrekten Anwendung hilfreich zur Seite stehen kann. Bei schweren neurologischen Erkrankungen können diese Hilfsmittel eine lebenslange Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme werden.
Sabrina Mandel