Eine Schluckstörung ist in der Regel kein für sich stehendes Krankheitsbild, sondern viel mehr eine Begleiterscheinung einer bestehenden Erkrankung oder Beeinträchtigung. Dabei sind die Ursachen, die zu einer Schluckstörung führen können sehr vielseitig und können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein.
Vorübergehende Schluckstörungen kennt fast jeder. Ist der Hals- und Rachenraum entzündet, z. B. durch einen Befall mit Bakterien, Viren oder Pilzen, bereitet jeder Schluckvorgang Schmerzen und ist unangenehm. Besonders bei Erkältungen und Infekten sowie einer Mandelentzündung sind Schluckstörungen ein häufiges, jedoch meist zeitlich begrenztes Symptom.
Weit gravierender sind Krebserkrankungen, die sowohl die Mandeln, sogenanntes Tonsillen-Karzinom, den unteren Rachenraum, sogenanntes Hypopharynx-Karzinom, oder den Kehlkopf betreffen können. Diese Krebsarten verursachen häufig Entzündungen, die zu Schluckstörungen führen können oder der Tumor selbst tritt als Behinderung des Schluckvorgangs auf. Werden zur Behandlung einer solchen Krebserkrankung chemo- oder strahlentherapeutische Methoden eingesetzt, können diese wiederum Entzündungen und Infektionen auslösen. Man spricht in diesem Fall von einer oralen Mukositis.
Weitere körperliche Ursachen, die zu Schluckbeschwerden führen können, sind z. B. eine Fehlstellung der Zähne oder des Kiefers sowie Skelettprobleme des Halsbereiches. Bei letzteren sind beispielsweise knöcherne Sporne an der Wirbelsäule zu nennen, die eine alternative Haltung des Kopfes verursachen können und damit den Schluckvorgang behindern. Auch das Eagle-Syndrom, das sich durch einen verlängerten Zungenbeinknochen zeigt, kann Schluckstörungen verursachen.
Auch Erkrankungen der Speiseröhre können Schluckstörungen verursachen. Bei der sogenannten Achalasie sind z. B. die vegetativen Nerven in der Speiseröhre geschädigt, was dazu führt, dass die natürliche Wellenbewegung gestört ist.
Von einer „Nussknacker-Speiseröhre” wird gesprochen, wenn die Wellenbewegung derart heftig ist, dass es zu Einschnürungen beim Schluckvorgang kommt. Bei dieser Erkrankung kommt erschwerend hinzu, dass meist der untere Teil der Speiseröhre die Wellenbewegung entgegengesetzt verlangsamt, sodass sich nach einer Kontraktion die Nahrung vor dem Magen anstaut.
Eine Hypomotilität liegt vor, wenn die Speiseröhre nicht genügend Druck aufbauen kann, um die wellenförmigen Kontraktionen zwecks Nahrungstransport zu verursachen. Infolgedessen kommt es zu Schluckstörungen, die häufig mit einer sogenannten Refluxerkrankung, also einem Rückfluss der Nahrung einhergehen.
Weitere Ursachen, die die Speiseröhre betreffen, sind Verengungen, die häufig angeboren sind. Feine Membranen oder Ringbildungen in der Speiseröhre, wie z. B. der sog. Schatzki-Ring, eine ringförmige Verengung im unteren Abschnitt der Speiseröhre, verhindern einen ungehinderten Transport und verursachen Schluckstörungen.
Störungen von Nerven und Muskeln oder Probleme beim Zusammenspiel dieser beiden Faktoren werden als neurologisch bedingte Schluckstörungen bezeichnet. Diese neurologischen Ursachen sind besonders vielseitig und weitreichend. So können z. B. Erkrankungen des Gehirns oder des Rückenmarks Schluckstörungen begünstigen, ebenso wie Erkrankungen des Nervensystems oder der Muskulatur im Gesicht oder der Halswirbelsäule.
Zu den sogenannten degenerativen Erkrankungen des Gehirns zählen beispielsweise ein Schlaganfall oder Parkinson. Als degenerative Krankheiten der Hirnnerven oder des Rückenmarks sind rheumatische Erkrankungen sowie Multiple Sklerose zu nennen. Aber auch eine altersbedingte Demenz, ein Schädel-Hirn-Trauma oder Vergiftungen können als neurologische Verursacher einer Schluckstörung auftreten.
Neben all diesen körperlichen Erkrankungen können auch psychische Ursachen für eine Schluckstörung verantwortlich sein. Auch hier sind die Ursachen vielseitig. Häufig manifestiert sich bei Betroffenen durch Stress oder einen anderen individuellen Auslösefaktor ein Engegefühl im Hals. Der Patient hat dann das Gefühl, dass ein Fremdkörper die Kehle blockiert, sogenanntes Globusgefühl.
Sabrina Mandel